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Mit Schreibstrategien selbstreguliert schreiben lernen

Handzeichnung

Afra Sturm (2020)

Pädagogische Hochschule FHNW

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Müssen Schüler/-innen Texte schreiben, die komplex oder die für sie neu und herausfordernd sind, dann brauchen sie zielführende Schreibstrategien, um die Aufgabe bewältigen zu können. Schreibstrategien dienen dazu, eine Schreibaufgabe bzw. den eigentlichen Schreibprozess in kleinere Portionen aufzugliedern und die Portionen auch in eine Reihenfolge zu bringen. Auf diese Weise wird eine komplexe Aufgabe besser bewältigbar. Auch Schreibexperten und -expertinnen greifen bei für sie komplexen Schreibaufgaben auf Schreibstrategien zurück.

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Typischerweise werden Schreibstrategien vor allem in Planungs- und Überarbeitungsstrategien unterteilt:

  • Planungsstrategien helfen u.a. dabei, ein kommunikatives Schreibziel (was will ich bei meinen Lesern und Leserinnen erreichen?) sowie die Textsorte zu klären (mit welcher Textsorte soll ich das umsetzen? wie ist diese i.d.R. aufgebaut?). Des Weiteren werden sie eingesetzt, um Ideen zu generieren und mit Blick auf das Schreibziel auszuwählen sowie unter Einbezug der Textsorte zu sortieren.
    Wird ein Text vor dem schriftlichen Formulieren geplant, haben die Schreiber/-innen mehr kognitive Ressourcen, um sich auf das Formulieren, auf das Umsetzen der Ideen zu konzentrieren.

  • Überarbeitungsstrategien helfen u.a. dabei, einen Text zu optimieren: Eine Überarbeitungsstrategie setzt jedoch voraus, dass ein Schreibziel festgelegt und die Textsorte auch geklärt wurde. Ohne ein Schreibziel weiss man nämlich nicht, wie ein Text «geprüft» werden soll.

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Über zahlreiche Studien hinweg hat sich die so genannte explizite Vermittlung von Schreibstrategien als besonders wirksam erwiesen: «Wirksam» meint, dass die Schüler/-innen dann auch bessere Texte verfassen können. Eine explizite Vermittlung von Strategien beinhaltet nicht nur das Vermitteln von Textsortenwissen, sondern setzt in erster Linie am Schreibprozess an, der die kognitiven Schreibaktivitäten umfasst. Dabei modelliert eine Lehrperson einen Schreibprozess bzw. die kognitiven Schreibaktivitäten, wie sie beim Lösen einer bestimmten Schreibaufgabe zielführend sind: «Modellieren» meint ein didaktisiertes lautes Denken, das a) lernerorientiert ist, indem Schwierigkeiten, wie sie für die Lernenden typisch sind, benannt und dabei auch Lösungswege aufgezeigt werden, das b) auch metakognitive Prozesse verbalisiert (Bsp.: Hab ich genug Ideen notiert? fällt mir da nicht noch mehr ein?). Das Modellieren macht für die Lernen etwas beobachtbar, was sonst nicht hör- und nicht sichtbar ist.

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Ein solches Modellieren stellt für Lehrpersonen vor allem zu Beginn eine grosse Herausforderung dar. Hilfe bietet ihnen eine Website mit zahlreichen Schreibmaterialien, die für jede Stufe auch Materialien bereithält, die aufzeigen, wie vor allem eine Planungsstrategie eingeführt und für die Schüler/-innen modelliert werden kann.

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Wichtig ist, dass der Erwerb von Schreibstrategien viel Lernzeit benötigt, vor allem auch viele Anwendungsgelegenheiten. Die Vermittlung von Schreibstrategien setzt auch voraus, dass sie mit einer passenden Schreibaufgabe verknüpft werden: «passend» in dem Sinne, dass sie die Anwendung der zu lernenden Schreibstrategie auch herausfordert.

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Quellen

  • Sturm, A. & Weder, M. (Hrsg.). (2016). Schreibkompetenz, Schreibmotivation, Schreibförderung. Grundlagen und Modelle zum Schreiben als soziale Praxis. Seelze: Kallmeyer.

  • Sturm, A., Lindauer, N. & Sommer, T. (2018). Rückmelden. Aufgaben- und lernzielbezogenes Feedback. Der Deutschunterricht, (3), 80–91.

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